Ergebniskalkulation im Kundengeschäft

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Ergebniskalkulation im Kundengeschäft:
Bewertungsverfahren

Um für die Produkte Ihres Produktkatalogs die passende Bewertungsmethode zuzuordnen, ist es wichtig, die Charakteristika des Produkts zu kennen.

  • Handelt es sich um ein festverzinsliches oder variables Geschäft?
  • Wird der Zins regelmäßig an den Verlauf eines Referenzzinssatzes gekoppelt?
  • Wie ist die Laufzeit gestaltet?
  • Sind Sondertilgungen oder Kündigungen trotz Festzinsvereinbarung vertraglich vereinbart?

Je nachdem, wie die Antworten zu diesen Fragen ausfallen, muss die jeweils passende Bewertungsmethode ausgewählt werden. So wird im Bereich des festverzinslichen Geschäfts meist die Methodik der strukturkongruenten Refinanzierung verwendet. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der Cashflow des Geschäfts fest refinanziert werden kann und der Konditionsbeitragsbarwert mit Hilfe des Gegenseitenprinzips ermittelt werden kann. Im variabel verzinslichen Geschäft wird häufig die Methode der gleitenden Durchschnitte verwendet.
Da in der Regel der Cashflow mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist, wird die Refinanzierung rollierend durchgeführt und daher auch in der Bewertung analog angewendet. Generell sollte schon in der Produktgestaltung berücksichtigt werden, ob ein solches Produkt bewertet werden kann. Denn nur, wenn eine fachlich sinnvolle Bewertung möglich ist, können die Erträge und Kosten der Geschäfte dieses Produkttypen gemessen und gesteuert werden.

Optionen im Kundengeschäft

Der Kunde wünscht sich regelmäßig ein hohes Maß an Flexibilität, weswegen vertraglich eingeräumte Kündigungs- und Sondertilgungsrechte nicht selten aufgenommen werden. Darüber hinaus räumt der Gesetzgeber dem Kunden im BGB Kündigungsrechte (BGB § 489) ein, so dass auch dies in die Bewertung von Geschäften einfließen sollte. Daneben möchten die Kunden bei variabel verzinslichen referenzierten Darlehen zusätzlich eine Absicherung der Zinssätze über Zinsober- und -untergrenzen abschließen. All diese Optionen erzeugen mehr oder weniger hohe Kosten und sollten in die Kalkulation eines Optionsbeitrages eingehen. Die Bewertung der einzelnen Optionen kann jedoch stärker variieren, da die dafür verwendeten Modelle und Methoden zur Option passen müssen. So wird die Zinsober- und -untergrenze in Form eines Caps und Floors bewertet.
Kündigungsrechte können dagegen marktzinsunabhängig und marktzinsabhängig ausgeübt werden und je nachdem, was vorliegt, kann ein Optionspreismodell zur Bewertung der Option herangezogen werden oder aber es werden vorsorglich Kündigungs- und Sondertilgungszahlungen in den Bewertungscashflow integriert, wodurch sich der Konditionsbeitrag verringert bzw. erhöht.

Deckungsbeiträge

In einer erfolgreichen Ertragssteuerung nimmt die Berücksichtigung der unterschiedlichen Deckungsbeitragskomponenten eine wichtige Rolle ein. Die verschiedenen Stufen des Deckungsbeitragsschemas sollten Beiträge in Form von Erträgen und Kosten enthalten, welche dem Geschäft direkt zugeordnet werden können.

Die wichtigsten Bestandteile sind:

  • Konditionsbeitrag
  • Liquiditätsbeitrag (direkt, indirekt)
  • Optionsbeitrag
  • Risikokosten
  • Standardstückkosten
  • Eigenkapitalkosten
  • Ggf. Overheadkosten
  • Ggf. Beiträge für eine Sicherungseinrichtung

Dabei können sich je nach Bank die Berechnungsmethodik und die Parameter für die Kalkulation der verschiedenen Bestandteile sowie die Reihenfolge und damit die Definition der einzelnen Deckungsbeiträge unterscheiden. Das Deckungsbeitragsschema pro Einzelgeschäft dient dazu, den Erfolg eines Geschäfts in der Vorkalkulation vor dessen Abschluss oder aber in der Nachkalkulation nach einem Abschluss im Zeitverlauf zu messen.